„Und er liebt ihn doch“ – Buchvorstellung von H.W. Sinn
„The Euro Trap“ – Rezension von Marc Beise vom 22.10.2014

„Schlechte Nachrichten für die Alternative für Deutschland (AfD)“. H.W. Sinn sei „für die Euro- Gegner wohl endgültig verloren“, schreibt Beise. Das Gegenteil ist der Fall: Die Lehre von Sinn – und nur um die geht es –, was er über den Euro und seine Entwicklung sagt und schreibt, ist in der Analyse deckungsgleich zu Starbatty, der als Gegenpol und Vertreter der „Protest- Partei“ ins Feld geführt wird. Beide und nicht nur die, kommen zu dem Ergebnis, dass es mit dem Euro und seiner Rettung, so wie bisher, nicht weitergehen kann, will man nicht soziale Unruhen in den Südländern und/oder eine Konfiskatorische Transfer- und Haftungsbelastung Deutschlands in Kauf nehmen. Was Beise leider verschweigt aber ein besonderes wichtiges Anliegen H.W. Sinn´s ist – das er in seiner Buch- Vorstellung am 20.10. wiederholt als von den Medien ignoriertes Faktum nannte –, ist die Wettbewerbsschwäche der Südländer und Frankreichs, als der Ursache der zu beobachtenden, fortschreitenden De- Industrialisierung und insbesondere Jugendarbeitslosigkeit in diesen Ländern. Das „realignment“, die Wiederausrichtung auf eine einheitliche Basis, funktioniere in den Euro- Ländern nicht. Löhne und Lebensstandard entsprechen jeweils nicht der Produktivität und der Wertschöpfung und die Ursache ist ein zu starker Euro in diesen Ländern. Übereinstimmung auch darin, dass die Geldschwemme, initiiert von den dezentral agierenden nationalen Notenbanken und der EZB, dieses Problem nicht lösen kann.

Vage wird Sinn erst dort, wo es an die politische Umsetzung seiner exakten Analysen zum Euro geht: Er will eine „Achse Deutschland-Frankreich“ beibehalten. Aber wieso soll eine „Achse“ durch die gemeinsame Währung definiert sein? Die deutschfranzösische Freundschaft (dieser Begriff trifft den Tatbestand historisch richtig) steht und fällt nicht mit der Existenz des Euro. De Gaulle und Adenauer söhnten die beiden Länder 1963 auf der gemeinsam gefundenen Grundlage eines „Europa der Vaterländer“ aus. Vom Euro war dabei nicht die Rede. Und das Europa des Jahres 1963 hat sich bis zur Einführung des Euro friedlich (ohne Merkel mit Hakenkreuzbinde und anti- deutschen Demonstrationen z. B. in Griechenland) und prosperierend entwickelt.

„Vereinigte Staaten von Europa“ würde Sinn begrüßen. Sie wären die Voraussetzung für das Gelingen des Euro- Experiments. Auch das sagt Sinn. Leider sagt er nicht, dass „Vereinigte Staaten von Europa“ politisch auf absehbare Zeit unrealistisch sind, weil die Völker und zuvörderst Frankreich, sie nicht wollen; vgl. Heisbourg in „La fin du réve europeen“. Und deshalb sollte es beim „In varietate concordia“, das Sinn in seinem Buch „Die Target- Falle“ darstellt, bleiben, mithin eines in Vielfalt geeinten Europa, der Vorstellung zweier bedeutender Europäer aus dem Jahr 1963. Und ein solches Europa braucht den Euro nicht, jedenfalls nicht in der heutigen Zusammensetzung der Euro- Länder.

Erlauben Sie mir abschließend eine Empfehlung an Ihre Redaktion. Ihr AfD- bashing ist teilweise schon grotesk: Überschrift diese Woche in der SZ: „Die AfD versinkt im Chaos“ zu einem Artikel über den Landesparteitag der AfD, in dem vereinzelte, als störend empfundene Anträge, mit großer Mehrheit überstimmt wurden und die Tagesordnung korrekt abgearbeitet wurde.

Die Überschrift passte also weder zum Text des Artikels und schon gar nicht zum Ablauf des Parteitags. Versunken war lediglich die Objektivität der Redaktion.

Ihr Eingangssatz zur Sinn- Rezension passte ebenfalls nicht. Weder zum nachfolgenden Text, noch überhaupt zur Veranstaltung vom 20.10.

Es sollte ein Qualitätsmanagement in der SZ- Redaktion eingerichtet werden.

Florian Rombach

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