Aufsatz von Florian Rombach vom Mai 2017

Josef Kraus bei der LKR 

Am 5. Mai 2017 stellte Josef Kraus sein neues Buch „Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt“ in einem Vortrag, organisiert vom Landesverband Bayern der LKR, in München vor.

Gleich zu Beginn meinte Kraus, so etwas habe er vor einer Vortragsveranstaltung noch nicht erlebt: Zerstörte Plakate, die auf seinen Vortrag hinwiesen und Kollegen, die anfragten, ob er denn wisse, mit wem er sich mit dem Veranstalter da einlasse.  Tatsächlich hatte die linksautonome Antifa-Bewegung auf ihrer Homepage „aida“ die Veranstaltung der LKR unter „rechte Veranstaltung einer ultra-rechten Kleinstpartei“ geführt.

Josef Kraus konnte dennoch ungestört vor vollem Haus – der Nebenraum des Delhi Palace war bis nahezu dem letzten Platz besetzt – eine Stunde lang referieren.

Er sprach, dem Vorwort seines Buches folgend, von den „fünf Fallgruben“ deutscher Pädagogik.

Da gibt es die „Egalitäts-Falle“, eine Ideologie, die davon ausgeht, dass alle Menschen gleich seien. Es dürfe keine verschiedenen Schulformen, keine verschiedenen Fächer geben, denn es gäbe keine verschiedenen Begabungen.

Dann führt er die „Hybris-Falle“ an, ausgehend vom Marxismus, es könne jeder Mensch „total gesteuert und zu allem begabt werden“.

Die dritte Falle ist die „Spaß-, Erleichterungs- und Gefälligkeitspädagogik“. Schule dürfe ja nicht „anstrengend“ sein und der Schüler müsse sich „wohlfühlen“. Hier führt Kraus aus, dass die Untergrabung des Leistungs-Prinzips ein fundamentales demokratisches Prinzip außer Kraft setze. In freien Gesellschaften ersetze das Leistungs-Prinzip die Kriterien Geld der Eltern, Geburtsadel, Gesinnung. Und, der Sozialstaat könne nur dann funktionieren, „wenn er von der Leistung von Millionen von Menschen getragen wird“. Es schade Erleichterungs- und Wohlfühlpädagogik unseren Kindern, weil sie nicht auf die Überwindung von Hindernissen im späteren Leben vorbereitet würden.

Als vierte Falle nennt Kraus die „Quoten-Falle“. Die ist zu umschreiben als „planwirtschaftliche Vermessenheit“, alle Schüler müssten ein Abiturzeugnis bekommen und sitzenbleiben gehöre abgeschafft. Dazu Kraus: „Wenn alle Abitur haben, hat keiner mehr Abitur“.

Schließlich, fünftens, die „Beschleunigungsfalle“. Das ist die irrige Vision, bei immer früherer Einschulung und immer weniger Schuljahren und Unterrichtsstunden könne man zu einer gesteigerten Akademiker-Quote mit besser gebildeten jungen Leuten kommen.

In diese fünf Fallgruben, so Kraus, „drohen Individualität, Leistung, Anstrengungs-bereitschaft, natürliche Reifung und Qualität zu versinken“.

Damit nicht genug, nennt Kraus „vier Verirrungen“ unserer Gesellschaft.

In allen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Belangen sei eine „typisch deutsche Selbstverleugnung“ spürbar. Sie lasse uns z.B. „ein weltweit renommiertes Diplom wegschmeißen“, „das Gymnasium entkernen“ und unsere Sprache „denglifizieren“. „Jeder persönliche oder kulturelle Abstieg beginnt mit Selbstverleugnung und Überangepasstheit“. Und „der Verlust der Selbstachtung ist der Beginn des Verfalls, der Dekadenz“.

Die zweite Verirrung ist der deutsche Hang zur „Gesinnungsethik“. Während diese nur im Sinn habe, „die Flamme der reinen Gesinnung“ nicht erlöschen zu lassen (Max Weber, 1919), hätten Verantwortungsethiker eben auch die Folgen ihres Handelns im Sinn.

Spätestens hier sind wir an das Buch von H.O. Henkel und J. Starbatty erinnert „Deutschland muss auf die Couch“ oder auch an H.W. Sinn „Der schwarze Juni“ und seine Vorlesung an der LMU im Dezember 2016 – „Für Verantwortungsethik bedarf es Sachverstand“, im Gegensatz zur Gesinnungsethik –  im Hinblick auf bundesdeutsche Politik in 2015/16. Aus dieser Verweigerungshaltung, rationale Verantwortungsethik politisches aber auch erzieherisches Verhalten bestimmen zu lassen, leite sich die deutsche Weltmeisterschaft in „political correctness“ und „educational correctness“ ab mit ihren Denkverboten und –geboten.

Als dritte Verirrung ist die „Ökonomisierung von Bildung“ von Kraus genannt. Der Mensch würde „verdinglicht“ und zum bloßen „Humankapital“. Die Überlegung lehnt sich an die vorstehend genannte „Quoten-Falle“ an. Die Ökonomisierung von Bildungspolitik führe zur „Wachstumsbremse der Zukunft“, weil eine Überakademisierung mit künftigem Fachkräftemangel und Jugendarbeitslosigkeit einherginge. Staaten mit den niedrigsten Abiturientenquoten in Europa, Österreich, Schweiz, Deutschland, hätten die besten Wirtschaftsdaten.

Die vierte Verirrung ist die „progressive Pädagogik“ in Form von Infantilisierung durch Psychologisierung. Diese falsche Pädagogik gehe vom „zerbrechlichen“ Kind aus, dem ja nichts zugemutet werden dürfe. Hier schöpft Kraus, er ist eben Empiriker, ebenfalls aus dem Fundus seiner praktischen Erfahrung nicht nur als Lehrer und Direktor eines Gymnasiums, sondern auch als Schulpsychologe. Die Überlegung lehnt sich an seine Ausführungen zur oben genannten „dritten Falle“, der Erleichterungspädagogik, an.

Abschließend regt Kraus das Aufbegehren der Bürger gegen die falsche Bildungspolitik an. Die Abschaffung der Bildungsnation Deutschland habe „damit zu tun, dass die vormals bürgerliche Volkspartei CDU schulpolitisch die Segel gestrichen hat“. Und sein „größter bildungspolitischer Wunsch“ sei es, „dass wir für ordentliche Bildung eine bürgerliche Revolte hinkriegen“.

Dem Vortrag schloss sich eine Fragerunde an und die Signierung von Kraus‘ Büchern durch den Referenten.

Der LKR bleibt, Josef Kraus für seinen Auftritt und Vortrag am 5. Mai zu danken. Er hat vorgelebt, was er in seinem Buch als das beschrieb, um was es ihm geht: „Der schweigenden Mehrheit eine Stimme zu geben“. Er hat damit das Geschrei linker Autonomer, genannt Antifa, und die diskursfeindliche Propaganda politischer Gegner der LKR ins Abseits gestellt. Der Abend war ein Gewinn für die liberal-konservativen Reformer, eine Aufklärung über wohlverstandene Bildungspolitik und den freien Diskurs in unserer Gesellschaft. Wir haben uns im von Herrn Kraus vorgetragenen Gedankengut zu Hause gefühlt, auch dafür nochmals herzlichen Dank.

Florian Rombach